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Grzegorz Pawłowski:
Bilder aus Jerusalem

Landung. Die Luft durchdringt ein erfrischender Duft von Regen und Lavendel. In Aquarellfarben einer Morgendämmerung erblicke ich langsam feine Konturen dunkler, rabenähnlicher Gestalten, die in grellen Farbtönen anderer Passanten rasant verschwinden. Der Frühlingsmorgen beginnt.

Ich komme in Jerusalem an und richte meine Schritte zuerst in Richtung Altstadt, bis mich plötzlich eine Straßenwelle von Mea Shearim mit seinem schwungvollen, bisher unbekannten Rhythmus erwischt. Die Bilder einander grüßender Hüte, tiefer Häuser, schmaler Gassen, winziger Läden, mit frischer Wäsche behängter Balkons und der Klang von Bettlermünzen lassen an die gelblich verblassten Fotografien jüdischer Gemeinschaften aus den wohl vertrauten europäischen Städten und Dörfern erinnern, die im kollektiven Gedächtnis kaum sichtbare Spuren der Vergangenheit erkennen lassen. Ich verharre in Überraschung.
Als Augenzeuge verspüre ich den Hauch einer Vorkriegsgeneration, indem mir verstreute Bruchstücke der Geschichte wundersam in Farbe entgegenkommen. Die Zeitpole nähren sich in einer unfassbaren Symbiose einander und lassen sich in meiner Phantasie nieder. Noch zaghaft sehe ich in diese Struktur ein, doch durch die lebendigen Schatten verzaubert, suche ich darin ihre verlorene Identität wiederzuerkennen. Wo war ihre Welt? Wie nah?!

Durch das Abbild der Tradition in alten Dokumenten geprägt, entscheide ich mich für eine Schwarz-Weiß-Reportage, deren Dichotomie wie ein Magiker, Fragen und Sehnsüchte nach Warschau, Krakau, Przemysl oder Drohobycz im Gedächtnis hervorruft. Ich eile an den Gestalten eng vorbei, die Nase reibt an den Geruch der Kleidung und ans Weißgrau der Gesichter. Ich suche nichts, sondern ruhe in friedlicher Erwartung auf das nächste Bild. Im Sommer bin ich zurückgekehrt. Stets kehre ich zurück.

Grzegorz Pawłowski

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