Die
Neuen Hebräer:
100 Jahre Kunst in Israel
Ausstellung im Martin-Gropius-Bau
20. Mai – 5. September 2005
Veranstalter
The Israel Museum, Jerusalem
und Berliner
Festspiele im Martin-Gropius-Bau, Berlin
organisation@gropiusbau.de
Kuratorin · Doreet LeVitte Harten, Berlin
Co-Kurator · Yigal Zalmona, Jerusalem
Schirmherschaft · S.E. Moshe Katzav, Präsident des Staates Israel
Horst Köhler, Präsident der Bundesrepublik Deutschland
Ermöglicht durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amtes, der Botschaft des Staates
Israel, des Foreign Office Israel und des "Verein zur Förderung des Israel
Museums in Jerusalem"
"Die Neuen Hebräer – 100 Jahre Kunst in Israel" erzählt die
Geschichte der modernen israelischen Kultur von ihrer Entstehung vor etwa 100
Jahren bis zur Gegenwart.
Die Ausstellung handelt von Visionen eines neuen kulturellen Ganzen, das sich
bei all seiner Bindung an die jüdische Vergangenheit von überlieferten
Wesenszügen der jüdischen Diaspora auch unterscheidet. Sie geht weit hinter das
Gründungsjahr des Staates Israel im Jahre 1948 zurück und beginnt mit dem frühen
20. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wanderten mehr und mehr Juden aus verschiedenen
Ländern und Kontinenten nach Palästina, das zunächst noch unter ottomanischer
Herrschaft stand und dann englisches Mandatsgebiet wurde. Bald schon entstand
das Verlangen nach einer eigenen kulturellen Heimat.
Aus Anlass der
Aufnahme
diplomatischer Beziehungen (Mai 1965) zwischen Israel und der
Bundesrepublik Deutschland vor 40 Jahren zeigen das Israel Museum, Jerusalem und
die Berliner Festspiele im Martin-Gropius-Bau, Berlin die Ausstellung "Die Neuen
Hebräer – 100 Jahre Kunst in Israel".
Zeitlicher Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Eröffnung der
Bezalel Akademie für
Kunst- und Kunstgewerbe 1906 in Jerusalem. Hier wurden erste Voraussetzungen für
den Versuch geschaffen, kulturelle Überlieferungen verschiedenster Herkunft
miteinander zu verbinden und eine neue Identität zu kreieren.

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Eine Basis für jüdische Vergangenheit, das Verbindende zwischen biblischen
Vorvätern und modernen Israelis stellen die Qumran-Rollen dar. Sie wurden ab den
40er Jahren in Höhlen am Toten Meer gefunden. Ihre Entdeckung war ein
weltbewegendes Ereignis und hatte großen Einfluss auf die Konstruktion der neuen
israelischen Kultur: Mit den Rollen wird zum einen israelische Identität
legitimiert, zum anderen auch Kontinuität bestärkt. Im Rahmen der Ausstellung
wird erstmalig in Europa eine der Hauptrollen, die Tempelrolle, gezeigt. Sie
wird derzeit für die Ausstellung in Berlin restauriert. Dieses sowohl national
als auch international bedeutende Weltkulturerbe wird in einer Länge von mehr
als drei Metern gezeigt.
Der Wandel von einem Juden der Diaspora zu einem Israeli gelang durch eine
Umschichtung der Werte, die der israelischen Kultur heute ihre spezifischen Züge
verleiht. Hier ist vieles neu zu entdecken. Die Ausstellung will einen Zugang
zum kulturellen Reichtum Israels eröffnen: in der Bildenden Kunst und der
Architektur, in Film, Fotografie und Design.

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Ein besonderes Anliegen der Ausstellung wird darin bestehen, die breite Palette
prägender stilistischer Einflüsse und Vorbilder, vor allem aus Europa und dem
Orient, nachzuzeichnen. So soll verständlich werden, wie aus Aneignung und
Verwandlung heterogener Quellen nach und nach eine Kultur entstand, die ihren
Platz in einer zunehmend globalisierten Welt behauptet. An der Entwicklung
dieser bis heute für hybride Entwürfe offenen Kultur hatten auch Einwanderer aus
Deutschland und Russland einen großen Anteil. Es liegt daher nahe, für ein
deutsches Publikum herauszuarbeiten, welche Rolle künstlerische Überlieferungen
aus Deutschland gespielt haben – etwa Jugendbewegung oder
Bauhaus.
Die Ausstellung ist vor allem als Ereignis visueller Kultur geplant, mit
Schwerpunkten in den Bereichen Bildende Kunst, Architektur, Film, Fotografie und
Design. Der größte Teil der Ausstellungsobjekte kommt aus dem Bereich der
modernen und der zeitgenössischen Kunst.

Pesach Irsay: Eretz (=Land), Karte, 30er Jahre
© Collection of David Tartakover
Im Bereich Architektur ist die Bandbreite der Stile Programm. Dazu gehören der
große und nachhaltige Einfluss des Bauhauses auf die Gründungsarchitektur von
Tel Aviv wie auch die Einbeziehung arabischer Baukonventionen sowie
Stadtplanung.
Die Ausstellung ist teils chronologisch angelegt, teils thematisch. Sie folgt
der Geschichte, betont aber auch Zeit übergreifende Themen, welche für die
israelische Kultur besonders wichtig sind, zum Beispiel das Verhältnis von
Orient und Okzident oder die Erinnerung an die Schoah in der ersten, zweiten und
dritten Generation der Israelis, das Verhältnis zwischen den Juden der Diaspora
und Israelis oder die Beziehung zu den Arabern.
Doreet LeVitte Harten hat das Konzept der Ausstellung entworfen und ist als
Kuratorin verantwortlich für das Vorhaben. Co-Kurator ist der Chefkurator des
Israel Museums, Yigal Zalmona. Sie werden durch wissenschaftliche Berater
unterstützt. Kulturwissenschaftler, Museumskonservatoren und Historiker wurden
zur Mitarbeit gewonnen.
Die Ausstellung wird zum besseren Verständnis des Landes Israel beitragen, zum
Verständnis für seine historische Berechtigung, seine kulturelle Leistung und
seinen Wunsch nach Sicherheit und Frieden.
http://david.juden.at/kulturzeitschrift/61-65/65-Hebraer.htm
Die Ausstellung ist in 15 Kapitel gegliedert
"Altneuland"
- 1. Der Tränenkrug
Rekonstruktion einer Ausstellung, die 1922 in Erinnerung an die
Pogrome in
Weißrussland von 1906 bis 1916 in der Bezalel Akademie ausgestellt wurde
- 2. Zionismus
Dokumente, Bilder und Kunst
- 3. Bezalel
Arbeiten aus dem Gründungsjahr 1906 der Bezalel Akademie für Kunst und
Kunstgewerbe (Judaica, Teppiche, Bilder)
"Erste Früchte"
- 4. Die Entstehung des Lokalstils
- 5. Orient
Die Einflüsse des Ortes auf den europäischen Blick
- 6. Die hebräische Sprache
Die Wiederbelebung der Sprache und der Einfluss der geschriebenen Sprache auf
die zeitgenössische Kunst
- 7. Im Namen der Utopien
Kibbuz, Stadt, Integration des "International Style" (Bauhaus) auf die urbane
Landschaft, der Einfluss der deutschen Immigration auf die Kultur in Israel
- 8. Schoah
Die Rezeption in der israelischen Kultur
- 9.
Immigration
Die verschiedenen Immigrationswellen und ihre Einflüsse auf die israelische
Kultur
Goldenes Buch des Jüdischen Nationalfonds KKL,
Bezalel Werkstätten, 1913
© The Jewish National Fund Collection, Jerusalem
- 10. Heimat
Die Erfahrungen des Landes, seine Archäologie, die Entstehung der neuen Hebräer
- 11.
Krieg
Die Einflüsse der kontinuierlichen Kriegssituation auf die zeitgenössische Kunst
- 12. Die Tempelrolle aus Qumran
Zum ersten Mal in Europa wird die für die Ausstellung in Berlin restaurierte
Tempelrolle ausgestellt – zusammen mit archäologischen Befunden
- 13. Religion
Zeitgenössische Kunst und ihre Beziehung zum Judentum
- 14.
Konflikte
Die zahlreichen Konflikte zwischen säkularen und religiösen Juden, zwischen
Arabern und Israelis, zwischen orientalischen und europäischen Juden
- 15. Alternativen
Zeitgenössische Kunst, die auch soziale und politische Alternativen vorschlägt.
Mit dokumentarischem Material über mögliche Lösungen zum Nahost-Konflikt
Katalog
Der Katalog erscheint im Nicolai Verlag
Hrsg. von Doreet LeVitte Harten in Zusammenarbeit mit Yigal Zalmona
Ca. 600 Seiten, ca. 300 Abbildungen, ISBN 3-89479-227-2

Im Katalog finden sich folgende Essays:
- Dr. Shelly Fried: Die Entstehung der zionistischen Bewegung als Kunstwerk
(1882-1948)
- Dr. Adolfo Roitman: Die Tempelrolle
- Dr. Gideon Ofrat: Bezalel und die zionistische Ästhetik
- Dr. Idith Zertal: Die Asche und das Land
- Dr. Rina Peled: Der "Neue Mensch" der zionistischen Jugendbewegung und seine
deutschen Wurzeln
- PD Dr. Joachim Schlör: Die Jeckes. Wie wird man ein neuer Mensch (und ist das
eine gute Idee)?
- Prof. Oz Almog: Der Sabre als kultureller Archetyp
- Prof. Michael Levin: Architektur im Dienst eines Traumes
- David Tartakover: Gutman und Ruschkewitz – zwei Ansichten vom Land Israel
- Chaim Be´er: Die Verweltlichung des Hebräischen. Ein Rückblick nach 100 Jahren
- Prof. Moshe Zuckermann: Israel und die Shoah. Zur Problematik einer
Selbstverständlichkeit
- Doreet LeVitte Harten: Things to come
- Yigal Zalmona: Die israelische Kunst und der Orient
- Prof. Yehouda Shenhav: Die Araber-Juden. Eine Biografie der Verleugnung
- Rona Sela: Vom "Jerusalem aus Gold" zum "brennenden Tel Aviv". Von der den
Zionismus konstituierenden zur kritischen Fotografie.
- Dr. Maoz Azaryahu: "Von der Shoah zum Wiedererstehen" – die zeremonielle
Gestaltung der israelischen Souveränität
- Dr. Aner Preminger: Hundert Jahre Zionismus – Hundert Jahre israelischer Film
- Adi Stern: Archaismus und Neuerung – Hebräische Schriftgestaltung im ersten
Jahrzehnt nach der Staatsgründung
- Batya Gur: Die Spiegelschlange oder: Die Spiegelung politischer Prozesse in der
israelischen Literatur
- Batia Donner: Im Plural sehen. Fotografische Ikonen in der Geschichte des
Zionismus

Reuven Rubin: First Fruits, 1923
© Collection of Rubin Museum Foundation, Tel Aviv
Teilnehmende zeitgenössische Künstler aus Israel u.a.:
Yael Bartana, Avner Ben-Gal, Zoya Cherkassky, Meir Gal, Moshe Gershuni, Tsibi Geva, Alona
Harpaz, Nir Hod, Roi Kuper, Sigalit Landau, Raffie Lavie, Adi Ness, David Reeb,
Yehudit Sasportas, Gil Shachar, Efrat Shvily, David Tartakover, Micha Ullmann,
Sharon Ya’ari.
Rahmenprogramm
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung wird erstellt von der Bundeszentrale für
politische Bildung, Informationen unter: Bundeszentrale für politische Bildung
Arne Busse
Tel +49 (0)1888 - 515-571
Busse@bpb.de
www.gropiusbau.de
hagalil.com 20-06-2005 |