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Günther Förgs Fotografien:
Bauhaus Tel Aviv - Jerusalem
Klare Gebäudeformen, Fensterbänder, Flachdächer und
Loggien charakterisieren zahlreiche Häuser in Jerusalem und Tel Aviv. Dort
entstanden im Verlauf der 30er- und 40er-Jahre rund 1.500 Bauten, die sich
an den sozialen, technischen und ästhetischen Vorstellungen der
Bauhausbewegung orientierten. |
Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren
etwa 130 Architekten, die am Bauhaus in Weimar und Dessau, in Berlin, Wien,
Brüssel oder Paris bei den Baumeistern der Klassischen Moderne studiert
hatten und nach ihrer Flucht vor der nationalsozialistischen Diktatur hier
ihre neue Wirkungsstätte fanden. Der 1952 in Füssen
im Allgäu geborene Künstler Günther Förg durchstreifte 2001 mit seiner
Kamera die beiden israelischen Städte, um den umfangreichen Bestand an
Bauhausbauten immigrierter Architekten fotografisch zu erforschen. Das Buch
umfasst 182 unkonventionelle Architekturaufnahmen in Schwarz-Weiß und wird
durch zwei kurze, das Thema einführende Essays eingeleitet. Förg beschreibt
ein Gebäude meist in mehreren Abbildungen. Dabei sind Gesamtansichten der
Fassaden ebenso zu sehen wie detaillierte Nahaufnahmen. |
Im Sinne des "Neuen Sehens" von Laszlo Moholy-Nagy zeigt
Förg beispielsweise die leicht geschwungenen Balkonbänder an den Gebäuden
von Genia Averbouch, die diese 1934 im Alter von 25 Jahren am
Kikar-Zina-Dizengoff-Platz in Tel Aviv erbaut hat. Mit einem ähnlichen Blick
schildert er in zwei Innenaufnahmen des Gerzon-Hauses in Jerusalem die
konkrete Gestaltung des Treppenhauses. Die Qualität der
Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Günther Förg findet sich aber nicht nur in der
Auswahl außergewöhnlicher Motive, sondern auch in dem Mut, die Bauwerke
nicht idyllisch zu verklären, sondern in ihrem zeitgemäßen Zustand mit allen
Gebrauchsspuren unkaschiert darzustellen. Günther
Förg, der ursprünglich als Maler und Bildhauer tätig war, hat sich bereits
früher mit außergewöhnlichen Bauwerken wie der Villa Malaparte oder dem Haus
Wittgenstein fotografisch auseinander gesetzt. Mit diesem Bildband ist ihm
ein weiteres überzeugendes künstlerisches Zeitdokument gelungen.
Stefan Meyer |


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