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Populäre jüdische Künstler:
Lebensgeschichten

Chaim Frank

Die deutschsprachige Unterhaltungskultur, so wie wir sie kennen und lieben, ist ohne das Wirken jüdischer Künstler undenkbar. Jüdisches Kulturschaffen ist nicht nur ein Bestandteil der hiesigen Kultur, sondern es ist hiesige Kultur.

Alfred Auerbach



Alfred Auerbach wurde 1875 in Stuttgart geboren und wechselte nach seiner Kaufmanns-Lehre ins Künstlerische.

Er ließ sich am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt/Main zum Schauspieler ausbilden, wo er selber ab 1906 als Lehrer tätig war. Neben seinem Wirken in klassischen Rollen am Frankfurter Schauspielhaus wurde er besonders durch die Darstellungen volkstümlich-schwäbischer Charaktere zum Liebling des Publikums.
Diese Stücke schrieb er meist selbst, wie zum Beispiel: »Schwobe-Streich« (1904), »Di letscht' Sau« (1906) oder »Auf'm Amt« (1911). Auerbach emigrierte 1933 in die USA und kehrte erst nach 1945 wieder in seine Heimat zurück, wo er 1954 in Stuttgart verstarb.

sound/geschichte/auerbach.rm
"Abgefahren!", aus "Schwäbsche Eisenbahn", Text v. Auerbach, Grammophon, aufgenommen 1928

Josef Plaut



Aus Lippe-Detmold stammte Josef Plaut, der hier 1879 geboren wurde und erst nach einer kaufmännischen Lehre und einem Dienstjahr beim Militär, sich am Stern'schen Konservatorium zu Berlin zum Sänger ausbilden ließ. Zu seinen bedeutendsten Lehrern gehörte u.a. die Komponisten Hans Pfitzner und Engelbert Humperdinck.
Als jungen Tenorbuffo findet man ihn in Wismar, Schleswig. Vom Metzer und Essener Stadttheater kam er an die 'Deutsche Oper' nach Berlin. Nach dem I. Weltkrieg wechselte er ins Fach eines Vortragskünstlers, wo er gemeinsam mit seiner Frau, Maria Schneider, in fast allen größeren Städten Deutschland auftrat.
Später, etwa um 1930, betätigte er sich auch vermehrt auf der Sprechbühne und amüsierte das Publikum vor allem als 'Striese' mit Herz und Schnauze. Um 1938, nachdem er aus Deutschland emigriert war, hielt er sich in der Schweiz und Südafrika, sowie in London auf, wo er kurz interniert wurde, ehe er sich dann bei der BBC betätigen durfte. Plaut kam 1949 wieder nach Deutschland und verstarb im Alter von 87 Jahren 1966 in Bad Salzuflen.

Willi Prager



Willi Prager
war ein Allround-Genie. Der 1877 in Kattowitz (Polen) Geborene war Schauspieler, Kabarettist, Conferencier, sowie Chanson- und Schlager-Komponist in einem.
Sein Debüt hatte Prager 1898 im legendären 'Quargs', einem Variete unweit des Alexanderplatzes in Berlin. Seine Karriere begann 1909 in Nelsons 'Chat Noir', im 'Linden-Cabaret' sowie im 'Passage-Theater'. Prager schrieb viele Chansons, für Trude Hesterberg, für die Claire Waldoff und viele andere. Er arbeitete natürlich auch für diverse Operetten-, Film-, Revue- und Schlagerproduktionen, häufig zusammen mit Rudolf Nelson und Max Hansen.
In der Zeit von 1933 - 1945 konnte Prager in Berlin versteckt überleben. Bald nach 1945 finden wir ihn wieder in verschiedenen Kabaretts, Revuen und auch bei der DEFA hatte er seit 1947 wieder einige Rollen, darunter 'Ehe im Schatten' und (1950) 'Das kalte Herz' in einer Verfilmung des Hauff-Märchens. Willy Prager verstarb 1956 in Berlin-Hallensee und wurde auf dem Waldfriedhof an der Potsdamer Chaussee beigesetzt.

Willy Rosen



Willy Rosen wurde 1894 in Magdeburg als Willy Rosenbaum geboren, erlernte Klavier und betätigte sich, nach seiner Kriegsverwundung, als Unterhaltungspianist und Leiter eines Fronttheaters.
Den eigentlichen Erfolg als Komponist und Kabarettist erlangte er erst im Berlin der Nachkriegsjahre unter Harry Waldau (in der 'Spinne') und in dem von Peter Sachse geführten 'Schwarzen Kater' und anderen kabarettistischen Etablissements.
Bis 1933 galt Willy Rosen als Inbegriff für heitere musikalisch witzig arrangierte Programme, die auf etlichen bekannten Bühnen, wie der 'Scala' bis hin zum 'Kabarett der Komiker' zu sehen waren. Auch für Filme und Operetten schrieb er zwischen 1928-1933 die Musik. Seine knappe Ankündigung: »Text und Musik ist von mir!«, ehe er sich an das Klavier setzte und eines seiner vielen Stücke spielte und sang, wurde quasi ein geflügeltes Wort.
1933 emigrierte Rosen über Österreich und die Schweiz nach Holland, wo er in Scheveningen mit anderen Emigranten das 'Theater der Prominentem gründete, bis er, nach der Besetzung der Niederlande, 1944 nach Theresienstadt und anschließend nach Auschwitz deportiert wurde, wo er im Oktober 1944 in der Gaskammer ermordet wurde.

Richard Tauber



Der Bühnensänger Richard Tauber gehörte zu den Welt-Größen seines Faches. Er wurde 1892 in Linz geboren, ging mit 16 lahren nach Frankfurt am Main ans Konservatorium und später, 1911, auch an die Universität Freiburg, wo er Schüler von Carl Beines wurde. 1913 debütierte er als Tamino in Mozarts 'Zauber-flöte', am Chemnitzer Stadttheater, wo sein Vater seit 1912 Direktor war.
Während seiner Glanzzeit sang Tauber in fast allen Opern und verfügte über ein großes Repertoire von Liedgut der bedeutendsten Komponisten.
Bedeutung erlangte Richard Tauber aber auch im leichteren Fach, besonders in Lehars Operetten, und konnte hier mit seiner lyrischen Tenorstimme die Welt erobern.
1933 musste auch er, der gefeierte Weltstar, Deutschland verlassen und ging nach England. Zahlreiche Gastspiele führten ihn immer wieder in die USA und durchs britische Empire, bis hin nach Australien. Tauber starb 1948 in London.

Julius Thannhauser



Mit urbayrischer Mundart wurde der legendäre Julius Thannhauser nicht bloß in München berühmt. Er wurde 1860 in München geboren, war Humorist und führte ein eigenes Gewerbe, eine gut florierende Hutmacherfabrikation mit Laden am Rindermarkt.
Thannhauser schrieb sein Repertoire selbst, das vorwiegend aus Scherzgedichten, Parodien und humoristische 'Krügel-Reden' bestand. Und wie man im »Valentin-Musäum« erfahren kann - wo man ihm einen gebührenden Platz einrichtete - war Thannhauser »als 'Büttenredner' in der Faschingszeit und bei Vereinsfesten, als Freizeithumorist und Unterhalter gleichermaßen bei Honoratioren, der Schwabinger Boheme und bei den ganz einfachen Leuten beliebt.« Während der Faschingszeit gab es sozusagen kaum ein Maskenfest oder einen Bierabend ohne seine Mitwirkung.
Seit 1914 führten ihn Gastspiele auch nach Berlin, Hamburg, Köln, Leipzig und Nürnberg, wo man den Münchner als 'Unikum' überaus willkommen hieß. Thannhauser verstarb 1921 in München.

Otto Wallburg



Otto Wallburg
war Schauspieler, Kabarettist und Filmkomiker zugleich und kam 1889 in Berlin als Otto Maximilian Wasserzug zur Welt.
Nach seiner Schauspielausbildung stand er bereits 1909 als jugendlicher Held' auf der Bühne, in Stücken von Thoma, Hauptmann, Shakespeare oder Ibsen. Als er aus diesen Rollen herausgewachsen war wechselte Wallburg um 1918 ins Fach eines Charakterkomikers und spielte an fast allen Bühnen Berlins, aber auch in Revuen, Operetten und Unterhaltungsfilmen.
Der behäbige, fast 120kg schwere Wallburg wirkte in rund 50 Spielfilmen mit, wo er lebensfrohe Typen darstellte, vom einfachen Menschen bis zum Direktor. Kurz nach seinem letzten Engagement in Köln, in 'Lieber reich, aber glücklich', emigrierte Wallburg nach Wien und von hier 1938 nach Holland. 1944 wird er wie unzählige andere zunächst im Lager Westerbork inhaftiert und bald danach über Terezin nach Auschwitz deportiert, wo er im Oktober 1944 vergast wurde.

Gebrüder Wolf



Unter all den herrlichen und talentierten Typen findet man in Hamburg am Ende des 19. Jahrhundert auch die 'Gebrüder Wolf'.
Es waren dies die drei Söhne des Schächters Isaac Joseph Isaac aus der Hamburger Neustadt, Ludwig (1867-1955), Leopold (1869-1926) und James (1870-1943), die als »Bestes deutsches humoristisches Herren-Gesangs-Terzett« Furore machten.
Als »Wolf-Trio« wurden sie vor allem mit ihrem Repertoire von volkstümlichen Couplets bekannt, die sie im Stile der im angelsächsischen Sprachraum so beliebten Comic Songs vortrugen. Obwohl sie schon vor der Jahrhundertwende bekannt waren, gelang der eigentliche Durchbruch etwa um 1911 in der Revue 'Rund um die Alster', im Hamburger 'Neuen Operetten Theater'. Hier spielten die 'Gebrüder Wolf', seit 1906 nur noch aus Ludwig und Leopold bestehend, die waschechten Hamburger Hafenarbeiter Fietje und Thetje, und gingen so in die Geschichte ein. Ihr Lied 'Snuten un Poten' ist bis heute ein Markenzeichen Hamburger Volkskunst.
Als Leopold Wolf 1926 überraschend starb, formierten sich die Brüder James und Ludwig zum Gesangsduett und feierten weiterhin rauschende Erfolge als die berühmtesten singenden 'Hamburger Jungs'.
Ab 1936 waren dann aber auch für sie nur noch Auftritte im Rahmen des jüdischen Kulturbunds' möglich. Ab 1939 erhielten sie generelles Auftrittsverbot. James Wolf wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er 1943 starb. Ludwig Wolf verbrachte ein Jahr im KZ Sachsenhausen, konnte aber nach Schanghai fliehen und überlebte. 1947 floh er von dort vor den Truppen Maos nach New York, später nach San Diego. Ludwig Wolf starb 1955 in Hamburg.

Hören: Die Gebrüder Wolf: Twüschen Elvchaussee und Stadtparksee

Nachwort von Chaim Frank

Aus der Palette der, auf den beiden CDs der Sammlung populärer jüdischer Künstler, versammelten Künstlern hatten nur wenige das Glück, noch rechtzeitig die Augen geschlossen zu haben: Martin Bendix (1843-1915), Julius Thannhauser (1860-1921) und Leopold Wolf (eig. L. Isaac 1869-1926, von den Gebrüdern Wolf).

Unter den zahlreichen Opfern der Shoah sind zu nennen:

Max Ehrlich (1892-1944 Auschwitz), Fritzi Fruo (1875-1942 Exil Shanghai), Kurt Gerron (1897-1944 Auschwitz), Guido Gialdini (1878-194? KZ?), Paul Morgan (1886-1938 Buchenwald), Paul O'Montis (1894-1940 Sachsenhausen), Max Pallenberg (1877-1934 Karlsbad), Willi Rosen (1894-1944 Auschwitz), Otto Wallburg (1889-1944 Auschwitz), James Wolf (1870-1943 Terezin) und all die anderen, die nicht auf diesen beiden CDs zu hören sind...

Einige Künstler hatten das 'Masl' ins rettende Exil zu gelangen. Von denen betraten freilich nur ganz wenige wieder deutschen Boden:

Gitta Alpar (1903-1991), Siegfried Arno (1895-1975), Alfred Auerbach (1875-1954), Trude Berliner (1904-1977), Curd Bois (1901-1991), Blandine Ebinger (1900-1993), Paul Graetz (1890-1937), Dolly Haas (1910-1994), Max Hansen (1897-1961), Friedrich Hollaender (1896-1976); Oskar Karlweis (1899-1956), Robert Koppel (1874-1966), Margo Lion (1899-1989), Fritzi Massary (1882-1969), Josef Plaut (1879-1966), Willi Prager (1877-1956), Richard Tauber (1892-1948) und Ludwig Wolf (1867-1955).

Diese CDs sind ein nicht zu widerlegender Beweis dafür, dass die deutschsprachige Unterhaltungskultur, so wie wir sie kennen und lieben, ohne das Wirken jüdischer Künstler undenkbar wäre. Sie haben einen nicht zu unterschätzenden Beitrag an der Gestaltung all dessen geleistet, was uns bis heute vertraut und lieb ist. Diese CDs zeigen aber auch: Jüdisches Kulturschaffen ist nicht nur ein Bestandteil der hiesigen Kultur, sondern es ist hiesige Kultur.
Mit der Vernichtung des Judentums wurde für uns alle, Juden wie Nichtjuden, endgültig nicht nur ein Stück Zuhause ausgelöscht, - ein Verlust, der trotz aller Bemühungen, weder in Österreich noch in Deutschland jemals wieder gutzumachen ist.



Besprechung zu den CDs: Populäre jüdische Künstler
[Bestellen?]

 

Chaim Frank:
Autor, Journalist, Übersetzer (russischer und jiddischer Texte) lebt seit 1984 in München, wo er sein "Dokumentationsarchiv für jüdische Kultur und Geschichte" aus- und aufgebaut hat. Näheres unter http://www.juedisches-archiv-chfrank.de


Andreas Koll:
Musiker, Komponist, Autor, Volkskundler; Publizist, Töne- und Klangerfinder, Tontechniker, Schauspieler, Pedant. Spezialität: Tief Durchatmen. Tätig seit etlichen Jahren.

Volkstümliche jüdische Kunst:
München, Hamburg, Stuttgart
Einen ganz besonderen Stellenwert in der regionalen deutschsprachigen Unterhaltungsszene nehmen neben Martin Bendix Künstler wie Julius Thannhauser, Josef Plaut, die Gebrüder Wolf, Alfred Auerbach, oder Paule Graetz ein. Ihr Medium war der Dialekt. Sie wurden zum Innbegriff typisch berlinerischer, münchnerischer, lippischer, hamburgerischer oder schwäbischer Lebensart...

Hamburg und die "Gebrüder Wolf":
Return of the Tüdelband
Mit der unsterblichen Zeile "An de Eck steiht´n Jung mit´n Tüdelband" beginnt ein Song, der zu so etwas wie der inoffiziellen Nationalhymne der Hansestadt Hamburg wurde...

Populäre Jüdische Künstler:
Musik & Entertainment 1903-1933
Die wahre Domäne jüdischer Unterhaltungskünstler war nicht das Ballhaus, sondern die große Theaterbühne: Operette, Varieté und Revue als populäre Formate, in denen sich Talente zu Stars emporverdienten, ergänzt oft durch Film-, Radio- und Grammofonruhm...

Musik & Entertainment:
1903-1936 Wien

Populäre Jüdische Künstler...

Robert Kreis im Jüdischen Museum (Teil I):
Verehrt, Verfolgt, Vergessen – eine Hommage an jüdische UnterhaltungskünstlerInnen
Ein lebendiges Denkmal – oder vielmehr ein "Hörmal und Sehmal" hat Robert Kreis mit seinem Programm "Verehrt, verfolgt, vergessen" all denjenigen jüdischen UnterhaltungskünstlerInnen aus den 20er und 30er Jahren gesetzt, die damals hoch gelobt, im Nationalsozialismus verfolgt und zur Emigration gezwungen oder ermordet wurden...

Robert Kreis im Jüdischen Museum (Teil II):

Verehrt, Verfolgt, Vergessen – eine Hommage an jüdische UnterhaltungskünstlerInnen
Heute sind sie nahezu unbekannt, doch das Nachforschen lohnt sich, ist notwendig, nicht um anzuklagen, sondern um sich zu erinnern, festzuhalten...

hagalil.com 18-03-04

 

 
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