Verehrt und verfemt:
Chagall und Deutschland
Eine Ausstellung des
Jüdischen Museums Frankfurt am Main (Rothschild-Palais vom 1. Februar bis
18. April 2004) in Zusammenarbeit mit der
Stiftung "Brandenburger Tor"
Berlin (1. Mai bis 1. August 2004). Schirmherr: Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog.
Die kulturhistorische Ausstellung stellt erstmals die nicht
einfache Beziehung zwischen Chagall und Deutschland dar, die den Künstler ein
Leben lang beschäftigte. Sie setzt sich auch mit der Frage auseinander, warum
Chagall heute zu einem Lieblingsmaler der Deutschen geworden ist. Die
Ausstellung gliedert sich wie folgt:
- 1913-1933 entdecken deutsche Sammler Chagall in Berlin als
bedeutenden Künstler der Moderne und erwerben nahezu sein gesamtes Frühwerk.
- 1933-1945 wird Chagall als Inbegriff des "entarteten
Künstlers verfemt und bezieht mit seiner Kunst Stellung gegen die
Unmenschlichkeit des Holocaust.
- nach 1945 werden Chagalls biblischen Botschaften zum
Zeichen des Friedens, er selbst zu einer Symbolfigur der Versöhnung.
Schon
die Sammler der Weimarer Zeit waren von Chagalls metaphernreicher Bildsprache
fasziniert und erkannten in ihr einen Spiegel der Wahrnehmung jenseits logischer
Reflexion ein bis heute aktuelles Anliegen der Kunst. Chagalls malerische
Poesie sowie sein universeller Humanismus haben trotz der Zäsur durch Krieg und
Nationalsozialismus auch dem verunsicherten deutschen Publikum nach 1945 den Weg
zum Verständnis der Moderne gebahnt.
Die Ausstellung zeigt rund 140 Werke aus europäischen und
US-amerikanischen Sammlungen. Neben bekannteren Gemälden und Graphiken werden
auch ungewohnte Bilder mit einem außergewöhnlichen Schicksal präsentiert, die
noch nie in Deutschland zu sehen waren.
Zur Ausstellung erschien im Prestel-Verlag ein umfangreicher, reich bebilderter
Katalog.
Begleitprogramm
Montag, 17. Mai, 19:30 Uhr
"Bella auf dem Kopf: Rabbinisches Bilderdenken und Chagall"
Vortrag von Prof. Dr. Almut Bruckstein
Musikalisches Programm: Ensemble Pus Vite spielt zwei Werke nach Texten von Marc
Chagall
Die jüdische Tradition ist entgegen der landläufigen
Vorstellung nicht nur bilderkritisch, sondern in ihrem rabbinischen und
mystischen Erzählsträngen von einem eminenten und faszinierenden Bilderdenken
geprägt, welches in der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte weitgehend
verdeckt geblieben ist.
Chagalls Bilderwelt kopfstehende Liebespaare, fliegende Tiere, fallende Engel
korrespondiert mit einer Welt jüdischer Sprachbildlichkeit, die in ihrer
a-linearen und assoziativen Vorstellungskraft auf enge Weise den hermeneutischen
Strukturen visueller Anschauung verpflichtet ist.
Prof. Dr. Almut Bruckstein lehrt seit 1994 jüdische Philosophie an der
Hebräischen Universität in Jerusalem; sie ist Initiatorin von Ha Atelier
Werkstatt für Philosophie und Kunst. Z.Z. ist sie
Rudolf Arnheim-Professorin an der Humboldt Universität.
Gegenwärtig arbeitet sie zum Verhältnis der jüdischen Tradition zur Frage des
Bildes, zur Visualität und zur Bildenden Kunst.
Musikalisches Programm
"Archipel Chagall II"
Zirkus Lieder, nach Texten von Marc Chagall
für Sopran und zwei Gitarren
von Sidney Corbett
Ensemble Plus Vite
Eva Lebherz-Valentin, Gesang
Seth Josel, Gitarre
Daniel Kuhn, Gitarre
Künstlerischer Leiter: Sidney Corbett
Eintritt: 6,-/4,- ermäßigt
Freitag, 4, Juni, 19:30 Uhr
"Chagall - eine Kindheit" Ein Dichter mit den
Flügeln eines Malers. Ein Treffen mit Marc Chagall
Szenische Lesung mit musikalischer Untermalung über die Kindheit und das Werk
Marc Chagalls
BAMAH Jüdische Theaterbühne Berlin
Idee, Buch und Regie: Dan Lahav
Erica Eller - als Journalistin, Thorsten Schnier und Nico Schulz - Pantomime
Eintritt: 6,- /4,- ermäßigt
Montag, 7. Juni, 20:00 Uhr
"Chagall - Chassidisch"
Konzert anlässlich des Rudolf-Arnheim Kolloquiums
Konzert für Violine und Klavier
Marat Dickermann (Violine),
Monica Gutmann (Klavier)
spielen Werke von Josef Achron, Julius Engel, Joachim Stutschewsky und Ernst
Bloch
Eintritt: 6,- /4,- ermäßigt
Freitag, 11. Juni, 19:30 Uhr
"Meine Bilder blähten sich in der Potsdamer Straße"
Marc Chagall und Deutschland - zur Geschichte einer
Beziehung
Vortrag Dr. Karoline Hille
Eintritt: 6,- /4,- ermäßigt
Sonntag, 20. Juni, 17:00 Uhr
"In der Kunst gibt es keinen Nationalismus. Russland lebt immer in meinem
Herzen; aber ohne Frankreich wäre ich nicht Chagall"
"Er hat sich in den Kopf gesetzt, Maler zu werden
... er ist verrückt, nicht war?"
Wolfgang Unterzaucher liest aus "Mein Leben" von Marc Chagall,
1922
Im Rahmen des Berliner Bücherfestes
Eintritt: frei
Freitag, 25. Juni, 19:30 Uhr
"In der Kunst gibt es keinen Nationalismus. Russland lebt immer in meinem
Herzen; aber ohne Frankreich wäre ich nicht Chagall"
"Kunst scheint mir vor allem ein Seelenzustand zu
sein"
Wolfgang Unterzaucher liest aus "Mein Leben" von Marc Chagall,
1922
Eintritt: 4,- Euro
Freitag, 2. Juli, 19:30 Uhr
"Hungrig von Träumen und Liebespaar über der Stadt"
- Gedichte nach Bildern von Marc Chagall
Der Lyriker Ulrich Grasnik spricht u.a. über die Gedichte Marc
Chagalls und seine Begegnung mit dem Maler.
Eintritt: 4,- Euro
Freitag, 9. Juli, 19:30 Uhr
"In der Kunst gibt es keinen Nationalismus. Russland lebt immer in meinem
Herzen; aber ohne Frankreich wäre ich nicht Chagall"
"Das also war Russland?"
Wolfgang Unterzaucher liest aus "Mein Leben" von Marc Chagall,
1922
Eintritt: 4,- Euro
Freitag, 16. Juli, 19:30 Uhr
"... und immerfort durch die Jahrhunderte währt unser regloser Flug"
Poesie aus Weissrussland mit Ales Rasanau und anderen
Eintritt: 6,- /4,- ermäßigt
Im Anschluss an die Veranstaltungen bleibt die Ausstellung noch 30 Minuten
geöffnet.
Stiftung Brandenburger Tor Berlin
Prof. Monika Grütters und Janet Alvarado, (030) 22633016 (janet.alvarado@bankgesellschaft.de)
hagalil.com 14-05-04 |